(12-10-2024, 10:29 AM)Wolke schrieb: Ich bin noch nicht mal sicher, ob wirklich ein sinkendes inhaltliches Niveau das Problem in unserem Bildungssystem ist, aber was mir extrem auffällt, ist, dass "Aufwand" heutzutage sehr verpönt ist. Viele können es gar nicht mehr aushalten, wenn sie nicht SOFORT wissen, wie eine Aufgabe zu lösen ist. Die Bereitschaft, einen Text zur Not auch fünfmal zu lesen, eine Sache nachzurecherchieren, was auszuprobieren und zu scheitern, es nochmal mit einem anderen Weg zu probieren... wer hat da heute noch Bock drauf?
Dabei sollte es doch eigentlich eher genau umgekehrt sein: Die Möglichkeiten zur Recherche insbesondere im Internet sind doch im Grunde größer als jemals zuvor, gerade im Bereich Mathematik: seien es YouTube-Videos, Wikipedia, Seiten von Unis, Wolframalpha, die Online-Enzyklopädie der Zahlenfolgen (OEIS) und Programme wie Geogebra, etc. ... sodass der "Aufwand" im Grunde mit den heutigen Möglichkeiten deutlich geringer seien müsste als noch vor ein paar Jahren und man die Ansprüche somit eher erhöhen als senken müsste!
Nichts gegen leichtere Aufgaben zur Auflockerung, aber "hier ist die Formel, dort sind die Werte der Parameter, setzt mal ein" ist jetzt nicht unbedingt das Niveau, das ich hier erwartet hätte.
Aber gut, es muss auch nicht jede Aufgabe so toll sein, wie Nr. 1 dieses Jahr - die war genau mein Geschmack
Zitat:Zitat: Dieser Niveauverlust geht einher mit der schulischen Bildungspolitik, die immer weniger von den Schülerinnen und Schülern verlangt, und letztendlich dazu führt, dass wir als einstiges Bildungsland, langsam immer weiter abrutschen (s. beispielsweise Pisa-Studie).
Das ist ein Thema, über das ich mir auch Gedanken mache, obwohl ich weder Lehrerin bin noch eigene Kinder habe. Aber ich gebe schon seit vielen Jahren Nachhilfe und vergleiche natürlich zwangsläufig mit meiner eigenen Schulzeit. Ich bin noch nicht mal sicher, ob wirklich ein sinkendes inhaltliches Niveau das Problem in unserem Bildungssystem ist, aber was mir extrem auffällt, ist, dass "Aufwand" heutzutage sehr verpönt ist. Viele können es gar nicht mehr aushalten, wenn sie nicht SOFORT wissen, wie eine Aufgabe zu lösen ist. Die Bereitschaft, einen Text zur Not auch fünfmal zu lesen, eine Sache nachzurecherchieren, was auszuprobieren und zu scheitern, es nochmal mit einem anderen Weg zu probieren... wer hat da heute noch Bock drauf?
Der Preis ist aber eben, dass man viel weniger Aha-Erlebnisse hat und gar keinen Stolz mehr empfinden kann, wenn man es letztendlich geschafft hat. Generell diese Freude an einer intellektuellen Herausforderung, das seh ich heute irgendwie immer weniger. Aber genau das ist ja eigentlich der Sinn an einem solchen Kalender und wahrscheinlich der Grund, warum Menschen hier mitmachen?
Dem kann ich mich voll und ganz anschließen. Die Aufgaben in diesem Jahr sind nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch vom Aufgabentext her bislang meist wenig anspruchsvoll. Da gab es in früheren Jahren auch vom Textverständnis her schon deutlich aufwändigere Aufgaben. Das muss nicht unbedingt bei jeder Aufgabe so sein, aber etwas Lesekompetenz sollte man schon erwarten dürfen. Bei dieser Aufgabe hier fällt z.B. auf, dass nicht nur erklärt wird, was die Faktoren r und C sind, sondern mit der Definition dieser Variablen auch noch die zuvor genannten Werte noch einmal explizit genannt werden. Auch die Angabe "P(2022)=25" könnte man aus dem vorhergehenden Text herauslesen.
Bei manchen Aufgaben enthält der Zusammenfassungs-Thread in diesem Jahr statt einer Zusammenfassung der wichtigsten Diskussionspunkte eine Zusammenfassung des Aufgabentexts. Das halte ich für wenig zielführend. Die Trennung von Fragen, Feedback und Zusammenfassung ist sicher eine gute Idee: In früheren Jahren gab es nur einen Thread pro Aufgabe, der dann schnell lang wurde. Dadurch war es dann schwer, zwischen den vielen Kommentaren zur Qualität der Aufgabe die schon gestellten Fragen und vor allem die Antworten darauf herauszufiltern. Da kann die Zusammenfassung der wichtigsten Fragen eine sinnvolle Hilfe sein. Aber den eigentlichen Aufgabentext sollte man schon noch selbst lesen und verstehen können/müssen. Das ist schließlich auch ein wichtiger Teil der Mathematik.
Über diese Aufgabe war ich ehrlich gesagt auch überrascht. Die war wirklich zu leicht. Wenn es zu dem Forschungsbereich nur zu schwierige oder zu leichte Aufgaben gibt, ist er für den Kalender nicht geeignet.
Und auch ich meine, dass der Kalender leichter geworden ist. Das ist mir letztes Jahr schon aufgefallen, wobei ich ihn da noch vollkommen okay fand. Diese Jahr gab es jedoch schon mehrere Aufgaben, die hier ein Achtklässler problemlos und sehr schnell und auch ein Fünftklässler ohne Hilfe lösen konnte und gelöst hat.
Dennoch mein Dank an alle, die Aufgaben stellen. Sich eine neue Aufgabe, die es noch nie gab, auszudenken, ist vermutlich eine Heidenarbeit. Und wenn sie auch noch all unsere Wunschkriterien hier im Forum erfüllen soll, steigt der Aufwand noch einmal deutlich.
ich finde das mit dem Aufgaben-Niveau eine ganz schwierige Kiste: Einerseits gibt es so viele Bereiche in der Mathematik - und nicht jedem liegt alles gleich gut. So würde ich für mich persönlich sagen, dass ich Geometrie-, Logik- und Rechen-Aufgaben eher als (zu) leicht einstufen würde, dafür kann man mich mit den einfachsten Stochastik-Rätseln in die Flucht schlagen. Was also ist leicht, was schwierig?
Andererseits scheint der Teilnehmerkreis eben (inzwischen?) auch vom (Bildungs-?)Niveau möglicherweise recht heterogen zu sein - und klar ist auch: Früher - auch mit den krassen Mützen-Aufgaben - hatten wir (unsere Family) das Gefühl, der Kalender ist nur so ein "Insider-Ding" für Mathe-Studenten und -Professoren bzw. absolute Über-Genies. Wir konnten nur "zuschauen". Und in den Lösungen tauchten irgendwelche (italienischen) Mathematiker und "Effekte" auf, die - zumindest zu meiner Zeit - nicht in der Schule behandelt wurden, so dass klar war, dass ein breites (Schul-)Wissen, ein gewisses Maß an Grund-Intelligenz und mathematisches Interesse bei weitem nicht ausreichten, um hier mitzumachen.
Ich habe das Gefühl und meine auch, dies irgendwo gelesen zu haben, dass das erklärte Ziel hier (inzwischen?) ist, die durchaus auch etwas anspruchsvollere Mathematik (im Vergleich zu den Kalendern für die Klassen 4-6 und 7-9) einem breiteren Kreis an Interessierten näherbringen bzw. anbieten zu wollen. Damit verprellt man natürlich die (wenigen?) Cracks, gewinnt aber vielleicht viele interessierte "Normalos". Oder? Vielleicht hängt dies auch mit der Gewinnung von Sponsoren und der Frage der Gemeinnützigkeit zusammen. Ich habe es nicht empirisch untersucht, vermute aber mal, dass sich Teilnehmerzahl und Popularität umgekehrt (proportional?) zum Aufgaben-Niveau verhalten.
Hinzu kommt, dass bestimmt nicht wenige Teilnehmer (mich eingeschlossen) daneben auch noch ein anderes (Berufs-)Leben führen, was auch Zeit erfordert. Wenn ich ein ganzes Wochenende für eine Aufgabe "opfern muss", ist das zwar tolles Knobeln, aber es gerät leicht alles andere aus den Fugen. Insoweit auch das Thema mit dem "verpönten Aufwand". Es mag sein, dass viele (Jüngere?) nicht mehr die Zeit und das Sitzfleisch haben, wenn sich was nicht gleich mit wenigen Klicks oder Swipes erledigen lässt. Andererseits sind aber eben (leider?) auch (inzwischen?) so viele Dinge zu handlen, so viele Medien zu bedienen und zu konsumieren und so viele Informationen zu verarbeiten, dass heutzutage eher 100% zu 1% "bearbeitet" als 1% zu 100% erledigt werden. Ob das nun "gut" oder "schlecht" ist, mag dahingestellt bleiben. Es ist aber mit Sicherheit (auch) dem techn(olog)ischen und digitalen Wandel geschuldet und daher wohl kaum umkehrbar.
Fazit: Die Mischung macht's. Und nur wer eine gewisse Toleranz gegenüber (aus seiner Sicht) "unterirdischen" Aufgaben und einem vermeintlichen Niveau-Limbo aufzubringen bereit ist, wird vermutlich auch noch in kommenden Jahren von diesem Kalender profitieren können - wenngleich auch nicht mehr mit jeder einzelnen Aufgabe (wie vielleicht früher). Ich für mich fand bis jetzt auch die Aufgaben 2, 3, 7, 9 und 10 (zu) einfach, insb. verglichen zu früher. Aber bin ich der Maßstab für alle (anderen) Teilnehmer? Dafür schienen andere mit der Aufgabe 6 nicht zu hadern, während mir quasi sowohl Excel als auch Zeit ausgegangen sind. Aber ich denke, das genau macht den Kalender aus.
Und ich möchte nicht an der Stelle der Aufgabensteller und Moderatoren sein. IHR MACHT EINEN WAHNSINNS-JOB. *thumbs up* Konsumieren und Kritisieren sind einfach - Kreieren und es allen(?!) recht machen ist was für wahre Könner, Über-Genies oder Götter - oder schlicht unmöglich. Und soweit ich weiß, steht es doch jedem "Besserwisser" bzw. "Besserkönner" offen, eigene Aufgaben einzureichen. So hat doch jeder direkt Einfluss auf das kommende Niveau. Das ist Demokratie. Nutzt Eure Möglichkeiten zur Teilhabe, aber "jammert" nicht, wenn Ihr nichts zum Gelingen beigetragen habt.
So viel von meiner Seite aus an die Interessierten und ein großes Dankeschön an die Engagierten. Auf dass die Mützen-Aufgaben und die Stochastik nicht zu meinem Kryptonit werden.
(12-10-2024, 07:28 PM)joeker schrieb: Hallo in die Runde,
ich finde das mit dem Aufgaben-Niveau eine ganz schwierige Kiste: Einerseits gibt es so viele Bereiche in der Mathematik - und nicht jedem liegt alles gleich gut. So würde ich für mich persönlich sagen, dass ich Geometrie-, Logik- und Rechen-Aufgaben eher als (zu) leicht einstufen würde, dafür kann man mich mit den einfachsten Stochastik-Rätseln in die Flucht schlagen. Was also ist leicht, was schwierig?
Andererseits scheint der Teilnehmerkreis eben (inzwischen?) auch vom (Bildungs-?)Niveau möglicherweise recht heterogen zu sein - und klar ist auch: Früher - auch mit den krassen Mützen-Aufgaben - hatten wir (unsere Family) das Gefühl, der Kalender ist nur so ein "Insider-Ding" für Mathe-Studenten und -Professoren bzw. absolute Über-Genies. Wir konnten nur "zuschauen". Und in den Lösungen tauchten irgendwelche (italienischen) Mathematiker und "Effekte" auf, die - zumindest zu meiner Zeit - nicht in der Schule behandelt wurden, so dass klar war, dass ein breites (Schul-)Wissen, ein gewisses Maß an Grund-Intelligenz und mathematisches Interesse bei weitem nicht ausreichten, um hier mitzumachen.
Ich habe das Gefühl und meine auch, dies irgendwo gelesen zu haben, dass das erklärte Ziel hier (inzwischen?) ist, die durchaus auch etwas anspruchsvollere Mathematik (im Vergleich zu den Kalendern für die Klassen 4-6 und 7-9) einem breiteren Kreis an Interessierten näherbringen bzw. anbieten zu wollen. Damit verprellt man natürlich die (wenigen?) Cracks, gewinnt aber vielleicht viele interessierte "Normalos". Oder? Vielleicht hängt dies auch mit der Gewinnung von Sponsoren und der Frage der Gemeinnützigkeit zusammen. Ich habe es nicht empirisch untersucht, vermute aber mal, dass sich Teilnehmerzahl und Popularität umgekehrt (proportional?) zum Aufgaben-Niveau verhalten.
Hinzu kommt, dass bestimmt nicht wenige Teilnehmer (mich eingeschlossen) daneben auch noch ein anderes (Berufs-)Leben führen, was auch Zeit erfordert. Wenn ich ein ganzes Wochenende für eine Aufgabe "opfern muss", ist das zwar tolles Knobeln, aber es gerät leicht alles andere aus den Fugen. Insoweit auch das Thema mit dem "verpönten Aufwand". Es mag sein, dass viele (Jüngere?) nicht mehr die Zeit und das Sitzfleisch haben, wenn sich was nicht gleich mit wenigen Klicks oder Swipes erledigen lässt. Andererseits sind aber eben (leider?) auch (inzwischen?) so viele Dinge zu handlen, so viele Medien zu bedienen und zu konsumieren und so viele Informationen zu verarbeiten, dass heutzutage eher 100% zu 1% "bearbeitet" als 1% zu 100% erledigt werden. Ob das nun "gut" oder "schlecht" ist, mag dahingestellt bleiben. Es ist aber mit Sicherheit (auch) dem techn(olog)ischen und digitalen Wandel geschuldet und daher wohl kaum umkehrbar.
Fazit: Die Mischung macht's. Und nur wer eine gewisse Toleranz gegenüber (aus seiner Sicht) "unterirdischen" Aufgaben und einem vermeintlichen Niveau-Limbo aufzubringen bereit ist, wird vermutlich auch noch in kommenden Jahren von diesem Kalender profitieren können - wenngleich auch nicht mehr mit jeder einzelnen Aufgabe (wie vielleicht früher). Ich für mich fand bis jetzt auch die Aufgaben 2, 3, 7, 9 und 10 (zu) einfach, insb. verglichen zu früher. Aber bin ich der Maßstab für alle (anderen) Teilnehmer? Dafür schienen andere mit der Aufgabe 6 nicht zu hadern, während mir quasi sowohl Excel als auch Zeit ausgegangen sind. Aber ich denke, das genau macht den Kalender aus.
Und ich möchte nicht an der Stelle der Aufgabensteller und Moderatoren sein. IHR MACHT EINEN WAHNSINNS-JOB. *thumbs up* Konsumieren und Kritisieren sind einfach - Kreieren und es allen(?!) recht machen ist was für wahre Könner, Über-Genies oder Götter - oder schlicht unmöglich. Und soweit ich weiß, steht es doch jedem "Besserwisser" bzw. "Besserkönner" offen, eigene Aufgaben einzureichen. So hat doch jeder direkt Einfluss auf das kommende Niveau. Das ist Demokratie. Nutzt Eure Möglichkeiten zur Teilhabe, aber "jammert" nicht, wenn Ihr nichts zum Gelingen beigetragen habt.
So viel von meiner Seite aus an die Interessierten und ein großes Dankeschön an die Engagierten. Auf dass die Mützen-Aufgaben und die Stochastik nicht zu meinem Kryptonit werden.
Viele Grüße, joeker
Vielen Dank für deine offenen Worte. Das hast du wirklich sehr gut beschrieben.
Ich bin mir sicher, dass jeder hier auf seine Kosten kommen kann, egal ob man die schweren oder leichten Rätsel mehr begrüßt. Auch ich denke, die Mischung macht es. Für jeden ist etwas dabei.
Es wird auch weiterhin noch harte Nüsse geben, aber eben auch einige leichtere Aufgaben, die meiner Ansicht nach trotzdem schwerer als diese Aufgabe sein sollten.
ich stimme Euch in vielen Punkten zu. Wie schon an anderer Stelle geschrieben kann man es nie allen recht machen. Und zum Gesamtmix der Aufgaben in diesem Jahr können wir auch noch wenig sagen, weil wir nicht mal die Hälfte der Aufgaben kennen.
Da ich hier zu den Älteren gehöre (seit 2005 dabei), habe ich fast die gesamte Mathekalender-Historie aktiv miterlebt. Da gab es immer mal Jahre, in denen die Aufgaben tendentiell etwas leichter oder etwas schwerer waren, genauso wie es Jahre gab, in denen bestimmte Themengebiete (Stochastik, Algebra, Geometrie, ...) besonders häufig vorkamen. Letzteres kann für diejenigen, die das gehäuft auftretende Thema nicht so mögen, etwas frustrierend sein. Aber die Organisatoren haben ja vermutlich nicht einen Berg an Aufgaben, aus denen sie einen möglichst ausgeglichenen Mix auswählen können, sondern müssen mit dem arbeiten, was sie in dem jeweiligen Jahr bekommen.
Der Gesamtschwierigkeitsgrad einer Aufgabe lässt sich aber in gewissen Grenzen noch steuern, z.B. dadurch, ob man wie bei den ersten Aufgaben in diesem Jahr einen Denkanstoß zum Lösungsansatz mitgibt oder nicht. Gerade an den ersten Tagen können solche Denkanstöße auch sinnvoll sein, um nicht ganz so Mathe-affine Teilnehmern erst einmal Erfolgserlebnisse zu geben. Bei Aufgaben, die durch Einsetzen gelöst werden können (wie z.B. die Aufgabe 7 "Santa Cargo" in diesem Jahr) ist die dort auch vorhandene Lösungsoption "Keine der gegebenen Antworten ist richtig" sinnvoll, weil es dann eben nicht reicht, nur die 10 Antworten durchzuprobieren. Dadurch wurde eine sowieso schon recht leichte Aufgabe zumindest nicht noch einfacher gemacht. Ein Gegenbeispiel ist die Aufgabe 9, wo es auch vor allem um Einsetzen von Werten geht und einem dann noch das Herauslesen der Werte aus dem ohnehin recht kurzen Text abgenommen wurde. Wäre das weggelassen worden, dann wäre die Aufgabe aus meiner Sicht schon etwas sinnvoller gewesen. Es müssen nicht immer ellenlange Aufgabentexte sein, die man erst dreimal lesen muss, um eine grobe Ahnung zu bekommen, worum es in der Aufgabe geht (sowas gab es in der Vergangenheit auch schon, insofern war früher nicht alles besser), aber ein wenig Lesekompetenz darf doch gerne erwartet werden. Aber wie Joeker schon richtig schreibt, ist es immer einfacher, gegebene Aufgaben zu kritisieren als selbst welche zu schreiben (deshalb findet sich in 20 Jahren Mathekalender auch nur eine Aufgabe von mir). Insofern hoffe ich, dass mein Geschreibsel nicht als plumpe Meckerei, sondern als konstruktive Kritik aufgenommen wird.
Noch ein paar Anmerkungen zum Beitrag von Joeker: Das Ziel, die Mathematik einem breiteren Kreis näherzubringen, gab es auch schon bei meiner ersten Teilnahme 2005, das ist also nichts, was in den letzten Jahren neu dazu gekommen wäre. Aber genau dieses Ziel erreicht man vor allem, wenn man Aufgaben hat, die sich von den typischen Schulmathe-Aufgaben etwas absetzen und zeigen, dass Mathematik viel mehr ist als einfach nur rechnen (unabhängig davon, ob die leicht oder schwer sind). Und gerade deshalb halte ich Aufgaben wie die vom Tag 9 eher für kontraproduktiv, weil der Aufgabenstil "nimm diese Formel und diese Werte, um zum Ergebnis zu kommen" gerade das ist, was man aus der Schule kennt. Hier ist dann die Aufgabe 10 ein gutes Gegenbeispiel, wo man erst einmal denkt "häh?", und dann mit etwas Nachdenken auf eine der Lösungen kommt (ob auf eine konkrete Zahl oder auf einen schönen Beweis, warum die angegebenen Daten nicht reichen können, will ich mal offen lassen). In diesem Zusammenhang finde ich die Neuerung, dass schon nach einer Woche über die Lösungen diskutiert werden kann, auch sehr sinnvoll. Gerade bei einer Aufgabe wie der vom 10.12. kann es für diejenigen, die nicht selbst darauf gekommen sind, durchaus erhellend sein, den Lösungsweg (oder auch verschiedene Ansätze?) zu sehen. Und da schauen solange der Kalender noch läuft vermutlich mehr Leute rein als in den früheren Jahren im Januar.
Den Eindruck, dass der Kalender in früheren Jahren nur etwas für Mathe-Studenten oder -Professoren war, hatte ich übrigens nie. Ich habe jedenfalls weder Mathe studiert noch bin ich Professor. In den meisten Jahren kann ich auch nicht alle Aufgaben korrekt lösen. Aber das macht einen guten Mix ja auch aus. Und für die Schüler, bei denen es auch um die Preise geht, müssen ja durch das Los-System auch nicht mehr alle Aufgaben innerhalb weniger Stunden richtig gelöst werden. Da kann man sich (anders als früher) auch mal die eine oder andere falsche Antwort erlauben. Da sind die neuen Abgabefristen übrigens auch ein guter Schritt: Man muss nicht mehr bis spät abends knobeln, sondern kann am nächsten Tag noch die eine oder andere Pause nutzen und hat vor allem die Chance, durch das "mal drüber Schlafen" noch neue Denkansätze zu finden.